Svens Selbstportrait
|
||
Ich bin seit dem Wintersemester 1998/1999 Student der Diplominformatik an der Humboldt-Uni. Wie konnte es dazu kommen? Mit 6 Jahren kam ich in Kontakt mit dem berühmten Kleincomputer der DDR: KC85/2, ein Wunderwerk der Technik, welches einen BASIC-Interpreter noch von Kassette laden musste. Selbstredend gab es nicht furchtbar viele Spiele für diese Konsole, so dass mir keine Wahl blieb, als die ersten Schritte in der Programmierung zu gehen. Soweit ist alles leicht verständlich. Dumm nur, dass es mir auch die Medizin sehr angetan hatte. Tiefere Einblicke in dieser Richtung durfte ich in jahrelanger Tätigkeit in einer Augenarztpraxis sammeln. Der dankbare Blick in den Augen von Menschen, die plötzlich wieder sehen können, ist mit nichts sonst auf der Welt zu vergleichen. Nach langem Kampf mit mir selbst siegte ich dann schließlich eines Morgens vor dem Spiegel, indem ich mein Gegenüber mit vernichtendem Blick ansah und ihm mitteilte, dass ich nun Informatik studieren werde. Gründe für diese Wahl? Außer dem gewaltigen Interesse an allem, was blinkt und hupt, war es damals die Entscheidung gegen ein Nichts-Als-Lernen- Studium der Medizin, gegen ein Studium, was 10 Jahre beansprucht, und für einen Job mit offensichtlich mehr als rosigen Zukunftsaussichten. Von azyklischer Studienfachwahl hatte ich damals noch nichts gehört. Nach dieser Grundsatzentscheidung stellte sich die Frage nach der Uni. Da ich aus persönlichen Gründen keinen Bedarf verspürte, Berlin zu verlassen, erkundigte ich mich bei HU, TU und FU. FU flog aufgrund der geographischen Lage aus der Auswahl, die TU aufgrund mehrerer Gespräche mit TU-Studenten, die ihren Profs vorwarfen, lieber Tennis spielen zu gehen als Prüfungen abzunehmen. Es stellte sich dann heraus, dass an der HU ein wirklich produktives Klima zwischen Studierenden, Mitarbeitern und Profs herrschte. Nicht nur open door policy pro forma, sondern Dozenten, die sich wirklich freuten, wenn man am Fach interessiert war. Während des Studiums erwies es sich, dass ich genau die richtige Wahl getroffen hatte. Es machte Spaß, ich fand gleichgesinnte Freunde, ich hatte das Gefühl, etwas zu lernen. Nach dem Bestehen der Theoretischen Informatik 1 wusste ich: Nichts würde mich mehr schrecken können. Ich begann Badminton zu spielen und im Chor der HU zu singen und trieb mein Studium dennoch mit aller Kraft voran. Angenehmes Klima hin oder her, man möchte ja doch nicht versauern. Das Grundstudium in Sack und Tüten, einen inzwischen wieder an den Nagel gehängten Werkstudentenjob bei Siemens, die Mitentwicklung des studentischen Verwaltungssystems GOYA und durchaus viele interessante Bekanntschaften innerhalb und außerhalb der Uni versüßten den Studienverlauf erheblich. Was wäre mein Rat an Neuanfänger? Studiert, wenn Ihr Lust auf Lernen habt, Lust auf Leute, die ihr Fach verstehen, die schon einmal tiefer in eine Sache geguckt haben, als Ihr Euch vorstellen könnt. Studiert Informatik, wenn Ihr Technik, Computer, Mathematik gern habt. Studiert Informatik an der HU, wenn Euch Adlershof nicht schreckt und Ihr Koryphäen Ihres Faches und ein angenehmes Studienklima gegen eine Oase in der Wüste aufzuwiegen bereit seid. Auf jeden Fall aber studiert nicht nur, sondern guckt Euch außerhalb des Studienbetriebs um und sucht nach Sachen, die Spaß machen. Engagiert Euch in der studentischen Verwaltung. Treibt Sport. Lernt Gitarre. Keiner fragt später, ob Ihr das auch erfüllt habt, was von Euch erwartet wurde. Es wird immer danach gefragt, was Ihr darüber hinaus getan habt. |
||
21. Juni 2002 |